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Historischer Bericht der Schlacht

Wieder sollte die hiesige Gegend der Schauplatz einer Schlacht werden. Aus Ihrem Lager zwischen Dillingen und Lauingen waren der Kurfürst von Bayern und der Marschall Tallard aufgebrochen und bewegten sich mit ihren Truppen hierher. Zu eben dieser Zeit rückten die vereinten Heere ihrer Feinde, die Österreicher, Engländer, Holländer, Dänen und Preußen, unter der Führung des Prinzen Eugen und des englischen Herzogs von Marlborough von Donauwörth heran. Von dem Kirchturme zu Tapfheim beobachteten die letzteren Feldherrn den Anmarsch des bayrisch-französischen Heeres, das aus den Toren von Höchstädt zog und sich mit dem linken Flügel an die waldigen Hölzern bei dem Dorfe Lutzingen, mit dem rechten aber bei Blindheim aufstellten, wo sie die Donau an der Seite hatten. Vor ihrer Front floss der Nebelbach, den der Kurfürst, um das sumpfige Terrain noch morastiger zu machen, eindämmen ließ. Trotz der Schwierigkeit des Angriffs beschlossen Prinz Eugen und Marlborough den Angriff zu wagen. Schon um Mitternacht riefen die Signale ihre Truppen zu den Waffen, und um 2 Uhr brach das Heer, 52.000 Mann stark auf. Ihre Gegner zählten 60.000 Mann. Eugen führte sein Heer durch einen Umweg über waldige Berge hin, Marlborough rückte hingegen an der Donau vor. Es war morgens um 7 Uhr, als sie an den Bach kamen, der sie von den Bayern und Franzosen schied. In dem Lager der selben herrschte tiefe Stille, die Generäle schliefen und die Reiterei war zum Teil aufs Fauragieren geritten. Doch schnell verbreitete sich unter ihnen kriegerische Tätigkeit. Die Kanonen boten feurige Grüße, und schnell waren die Truppen aufgestellt. Nun war der Tag angebrochen, um dessentwillen der Engländer über das Meer geschifft, der Franzose Wald und Klüfte überstiegen, und er Kurfürst von Bayern sich mit der letzten Kraft seiner Lande bewaffnet hatte. Während Marlboroughs Soldaten eine Brücke über den Bach zu machen sich bemühten, beichtete er selbst, empfing das Abendmahl und stieg hierauf zu Pferd, das wenige Minuten nachher eine Kanonenkugel unter ihm tötete. Furchtbar griffen die Engländer das Dorf Blindheim an und wurden ebenso wieder zurückgeschlagen. Indes rückten ihre Regimenter nach und nach über den Bach, den Tallards Kurzsichtigkeit für einen undurchdringlichen Sumpf gehalten.

Bald waren sie im hitzigsten Kampfe mit den Franzosen verwickelt und schlugen endlich von allen Seiten zurück. Alles flüchtete Höchstädt zu, um dort über die Donaubrücke zu kommen. Doch die englischen Dragoner ereilten die Flüchtigen und hieben schrecklich ein. Die Erde wurde mit Leichnamen bedeckt, Pferde und Menschen lagen im Blute zu Haufen, gegen 30 Eskadronen stürzten sich in die Donau, um ihr Leben im Wasser zu enden, das sie auf der Erde nicht mehr zu retten wussten. In diesem Gedränge sank der Sohn des Marschalls Tallard neben seinem Vater. Er selbst war im Begriffe, mit Blut und Wunden bedeckt sich in den Fluss zu stürzen, als er erkannt und zum Gefangenen gemacht wurde. Auf dem linken Flügel, der von den Bayern gebildet war, hatte der Kampf lange Zeit den sieghaftesten Ausgang versprochen. Dreimal schlug beim Dorfe Lutzingen Kurfürst Max Emanuel mit seinen handbreiten Ungarsäbel den Prinzen Eugen zurück, und das letzte Mal rettete nur die löwenkühne Tapferkeit der Preußen das kaiserliche Heer vor gänzlichem Untergang. Da sprengten Adjutanten heran und meldeten die Niederlage des rechten Flügels und das Heranrücken der Engländer. Zugleich griff Eugen zum vierten Mal an. Nun zogen sich, immer fechtend, die Brust voll Grimm, die Bayern über Mörslingen zurück. Im Dorfe Blindheim standen noch 15.000 Mann der besten französischen Truppen auf Befehl zum Schlagen oder Abziehen harrend, aber kein Mensch dachte an sie. Tallard war gefangen, der zweite Marschall Marsin auf der Flucht. Doch Marlborough wendete nun auf sie seine Blicke. Seine Regimenter zogen undurchdringliche Zirkel um das Dorf und seine Kugeln steckten es in Brand. Die Franzosen machten ohne Erfolg wütende Ausfälle. Endlich wurden sie zur Übergabe aufgefordert mit dem Bedeuten, dass im Falle längerer Wiedersetzlichkeit kein Mann mit dem Leben davonkommen sollte. Die Gemeinen schäumten vor Wut, viele zerschlugen ihre Gewehre, die Fähnriche zerrissen und vergruben ihre Fahnen. Endlich wurde durch Mehrheit der Stimmen die Kapitulation angenommen, und sie gaben sich gefangen. Die Sieger hatten 4400 Tote und 7300 Verwundete. 4500 Proviant, eine Menge Kutschen, größtenteils voll Frauen und anderen Weibspersonen, 330 beladene Maultiere, 129 Fahnen, 171 Standarten, 8 Kriegskassen, Feldapotheken, Kriegskanzleien, 2 Schiffsbrücken und 15 kupferne Pontons fielen in die Hände der Sieger. Als der Kurfürst von Bayer in der Nacht nach der Schlacht auf dem Marke zu Leipheim einen Augenblick hielt, sagte er zu seinem Feldmarschall: „Ach Arco! Der Teufel soll mich holen, wenn ich weiß, was ich nun anfangen soll!“- Elf Jahre musste er sein Land meiden und es den Händen seiner Feinde überlassen – Marlborough wurde vom Kaiser zum deutschen Reichsfürsten erhoben und mit Mindelheim belehnt. Die englische Nation erbaute den Palast Blenheim, zum Andenken an das deutsche Dorf Blindheim, bei welchem er den Sieg entschieden.

In Höchstädt wurde nicht die geringste Plünderung oder Misshandlung verübt. Viele hiesige Bürger gingen auf Beute aus und fanden bei den Toten viel Geld und andere Effekten und fingen auch viele herumirrende wohl bepackte Maultiere auf. Noch im vorigen Jahrhundert konnte man viele französische Musketen allenthalben in den Bauernhäusern treffen, welche auf dem Schlachtfeld gefunden worden waren.

 

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Die Kapitulation

Die in Blindheim eingeschlossenen 30 Bataillone hatten den ganzen Nachmittag ausgehalten und den Kampf fortgesetzt. Durch den letzten Vorstoß Marlboroughs waren sie völlig eingeschlossen worden. Nun erst begann die Besatzung und ihr Führer die Gefahr zu erkennen. Verzweifelt suchte Clerambault einen Ausweg aus der Umschließung zu finden und gegen die Donau durchzubrechen. Dabei wurde er in den Fluss abgedrängt und ertrank Die Führung ging an den Generalleutnant Graf Blanzac über. Die Lage war entsetzlich, abgeschnitten, ohne Befehle und umringt vom Feind, dazu nahte die Nacht. Da führte Marlborough die englischen Bataillone nochmals zum Sturme vor. Das Dorf wurde gleichzeitig von allen Seiten beschossen und die Granaten setzten es bald an mehreren Stellen in Brand. Dem Grafen Blanzac bleibt nur die Wahl sich zu ergeben oder sich zusammenschießen zu lassen. Aber noch will er von Ergebung nichts wissen. Immer mehr Häuser und Scheunen brennen. Es entspinnt sich ein mörderischer Kampf, in dem es vor allem gilt, sich des Hartnäckig verteidigten Friedhofs zu bemächtigen. Wieder erscheinen um weiteres Blutvergießen zu vermeiden Unterhändler im Dorf um die Besatzung zu überreden freiwillig die Waffen niederzulegen, da Marlborough mit 40 Bataillonen und 60 Kanonen vor Blindheim stehe, der Rest von Tallards Armee auf der Flucht, das Heer des Kurfürsten und Marsins in vollem Rückzug begriffen sei und man daher von keiner Seite Hilfe zu erhoffen habe. Als Blanzac immer noch zögerte sich zu ergeben, erbietet sich der englische Offizier ihn auf Ehrenwort vor das Dorf hinauszubegleiten, damit er sich mit eigenen Augen von der Wahrheit des Gesagten überzeuge. Tief erschüttert von dem furchtbaren Schauspiel das sich ihm bot, kehrte er in das Dorf zurück, wo nun ein Kriegsrat einstimmig sich für die Übergabe auf Gnade und Ungnade ausspricht. Da auch die Truppen beginnen den Gehorsam zu verweigern, muss sich Blanzac entschließen, die Waffen zu strecken.

Um 8 Uhr abends gab sich die gesamte Besatzung, 27 Bataillone und 12 Eskadronen, im ganzen etwa 9000 Franzosen in Gefangenschaft. Das stolze Regiment Navarra zerbrach seine Waffen und schleuderte seine Fahnen in die Flammen eines brennenden Hauses. So fand der Kampf ein Ende, als bereits die Nacht ihre Schatten warf.

Eine der blutigsten der neueren Zeit war ausgekämpft zum Ruhme der siegreichen Alliierten mit Prinz Eugen für die kaiserlichen Truppen sowie dem englischen Herzog Marlborough an der Spitze – und zum unberechenbaren Schaden für die besiegten Franzosen und Bayern; doch für beide mit ungemein großen Opfern. Diese Elendsfinale forderte auf französische-bayerischer Seite 13.000 Tote und Verwundete. Die Verbündeten hatten nach den amtlichen Listen ihren Sieg mit 4635 Toten und 7676 Verwundeten (12311 Mann) bezahlt. Dabei fielen den Siegern in die Hände: 12.000-13.000 Gefangene, 135 Fahnen und Standarten, 17 Paar Pauken, 40 Feldgeschütze auf dem Schlachtfeld, sowie 50 schwere Geschütze und Mörser, die bei der Verfolgung weggenommen wurden. Dazu kamen noch 3600 Zelte, 5400 Proviantwagen, die Feldkanzlei, die Feldapotheke, zwei Schiffsbrücken und die Kriegskasse – sowie 34 Kutschen mit französischen Damen, die dem Heer gefolgt waren.

Hauptleidtragende aber waren die Bewohner der im Schlachtfeld liegenden Dörfer. Blindheim, Unterglauheim, Wolpertstetten, Berghausen, Schwennenbach, Oberglauheim und Lutzingen lagen in Schutt und Asche, das Vieh getötet, die Ernte vernichtet. Den Menschen war jegliche Lebensgrundlage entzogen.

Der Anblick des Schlachtfeldes mit den Bergen von Leichen und Verwundeten, der Masse getöteter und verstümmelter Pferde war grässlich. In der Kgl. Staatsbibliothek in München wird der Bericht eines Augenzeugen aufbewahrt, worin es heißt: „Es ist nichts Entsetzlicheres zu sehen als das Dorf Blindheim, in dem solches mit Toten und halbabgebrannten Körpern angefüllt, welches das gräulichste Spektakulum der Welt ist, ohne zu reden von dem Kreischen und Heulen der Sterbenden, welches die ganze Nacht an der Aktion, die wir auf der Wallstatt, die Lebendigen mit den Toten, zugebracht haben hören müssen.“

Zur Bestattung der etwa 14.000 Toten mussten Leute bis von Ulm, Nördlingen und Augsburg hergeholt werden. Nach zeitgenössischen Berichten lagen 15 Tage nach der Schlacht noch die Hälfte der Menschen und Pferde verwesend auf den Feldern, was bei der damaligen Hitze einen solchen Gestank verursachte, dass man die Donauwörther Straße gar nicht begehen konnte, während von weither Hunde in großer Zahl angelockt wurden…

Die meisten der Verwundeten und Verstümmelten mussten hilflos auf dem Schlachtfeld liegen bleiben, bis der Tod sie von ihrem Leiden erlöste. Briten und Iren, Dänen und Holländer, Hannoveraner und Braunschweiger, Preußen und Hessen, Württemberger und Österreicher, Bayer und Franzosen erlebten hier, vereint im Todeskampf ihre letzten Stunden und Minuten.

Aus dem Archiv der Gemeinde Blindheim

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